„Solange die Erde besteht,werden nicht aufhören Saat und Ernte,Frost und Hitze, Sommer und Winter,Tag und Nacht.“ (1.Mose 8:22)Liebe GemeindeDiese Zusage, diese zukunftsweisende Verheißung gibt Gott Noah nach der alles vernichtenden Sintflut „Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte…“. Diese funda-mentale Wahrheit beinhaltet das, was wir immer und immer wieder, Jahr für Jahr, auf wunderbare Weise erleben dürfen. Gott hat seine Welt und seine Menschen noch nicht aufgegeben. Besonders bewusst wird uns dies im Herbst. Der Herbst ist eine ganz besondere Jahreszeit, die Jahreszeit der kräftigen Farben und der reifen Früchte. Es ist Erntezeit für so vieles: Korn und Weizen, Äpfel und Birnen, Trauben und Nüsse, neuer Wein und Zwiebelkuchen und noch manches mehr.Doch häufig stimmt uns der Herbst auch nachdenklich. Er zwingt uns dazu, Bilanz zu ziehen. Mit dem Herbst müssen wir vom Sommer Abschied nehmen. Die Blätter fallen von den Bäumen, die Äste werden kahl, die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Vor uns liegen dunkle Wochen und Monate. Im spirituellen Sinn ist der Herbst eine Zeit der Einkehr, des Innehaltens und der Dankbarkeit für das, was wir erlebt und ggf. auch „geerntet“ haben. Dankbarkeit für die Fülle, die Vielfalt und die Wunder der Schöpfung, die sich uns jetzt geradezu auf verschwenderische Weise noch einmal dar-bieten. Etwas, was wir am Erntedankfest nochmals besonders bedenken und feiern. In den letzten Jahren nehme ich dies wesentlich bewusster wahr, sicherlich auch deshalb, weil ich jetzt in einer ländlicheren Umgebung wohne.Die Vielfältigkeit von trüben aber auch von „goldenen“ Herbsttagen stellt mich ernsthaft vor die Frage: Was brauche ich wirklich zum Leben? Was habe ich in meinem Leben geschaffen und erreicht? Welche Früchte trägt mein Leben? Was habe ich investiert, an Mühe und Arbeit, an Zeit und Geld, an Bangen und Hoffen? Was habe ich aufgebracht an Verständnis, an Liebe und Für-sorge für meine Mitmenschen? Und letztlich für Gott? Und, was ist daraus geworden? „Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott...”, so fasst Matthias Claudius die Zeit von Säen und Ernten zusammen, kurz und bündig Gott hat uns mit der Verwaltung und Pflege der Erde beauftragt und seinerseits versprochen: „Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte…“. Trotz meiner nachdenklichen Fragen bemerke ich, dass ich mich doch auf den Herbst freue. Die Farben und Stimmungen führen mir erneut vor Augen, dass alles, was wächst und reift, letztlich ein Geschenk ist: „Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Und letztlich ist auch unser Leben ist ein Geschenk Gottes. Wir nehmen es nachdenklich und dankbar aus Gottes Hand, weil alles, was unser Leben ausmacht, am Ende in seine Hände fallen wird und von ihm gehalten und getragen wird. In und mit dieser Geborgenheit und Zuversicht wünsche ich uns allen erfüllte Herbst-Tage.Ihre Pfarrerin Sandra Gintere